Eine dörfliche Idylle das Dörfchen Pretzien
Eine Sonnenwendfeier nach altem Nazi Schema und der Bürgermeister von Pretzien vorweg.
Nach Buch-Verbrennung: Staatsanwaltschaft ermittelt
Donnerstag, 06. Juli 2006 13:00 Uhr
Böhmer nennt Verbrennung von Anne-Frank-Tagebuch "beschämend" - Ermittlungen wegen Volksverhetzung
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Böhmer hat die öffentliche Verbrennung einer Ausgabe des "Tagebuchs der Anne Frank" verurteilt. Dieser Akt sei beschämend für das ganze Bundesland, sagte Böhmer in Magdeburg. Das Buch und eine US-Fahne waren am vergangenen Samstag in Anwesenheit von rund 80 Menschen bei einer Sonnenwendfeier in Pretzien im Kreis Schönebeck verbrannt worden. Organisator war der inzwischen aufgelöste Verein "Heimatbund Ostelbien", dem auch der Bürgermeister von Pretzien, Harwig, angehört haben soll. Die Staatsanwaltschaft Magdeburg ermittelt gegen drei Männer wegen Volksverhetzung.
Heimat Bund "Ostelbien" e.V. In der Mitgliederversammlung vom 01.07.2006 wurde beschlossen, den Verein aufzulösen.
Staatsanwaltschaft ermittelt nach Buchverbrennung in Pretzien
Pretzien (ddp-lsa). Die Staatsanwaltschaft Magdeburg ermittelt nach einer Buchverbrennung in Pretzien im Landkreis Schönebeck wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Bislang Unbekannte sollen dort während einer Sonnenwendfeier ein Buch und eine amerikanische Nationalflagge öffentlich verbrannt haben, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf ddp-Anfrage sagte. Bei dem Buch soll es sich um das «Tagebuch der Anne Frank» gehandelt haben. Die Hauptarbeit der Polizei konzentriert sich den Angaben zufolge derzeit auf die Eingrenzung des beteiligten Personenkreises.
Die Tat sei von Mitarbeitern des Ordnungsamtes angezeigt worden, sagte der Sprecher. Die Anzeige sei erst am Dienstag bei Polizei und Staatsanwaltschaft eingegangen. Die Sonnenwendfeier fand bereits als öffentliche Veranstaltung am Gemeindehaus statt. Nähere Angaben konnte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht machen.
Innenminister Holger Hövelmann (SPD) wertete das Verbrennen von Büchern als einen Angriff auf die menschliche Kultur. «Das Tagebuch eines jüdischen Mädchens zu verbrennen, das die Leidensgeschichte ihrer Familie vor der Ermordung durch die Nazis authentisch aufzeichnet, ist eine Tat von besonderer Abscheulichkeit und Obszönität», sagte der Minister.
Hövelmann kritisierte zugleich das Verhalten der Gemeinde Pretzien zu dem aus dem Verfassungsschutzbericht bekannten «Heimat Bund Ostelbien». Wer in der politischen Nachfolge von Menschen stehe, die Millionen Juden ermordet oder aus ihrer Heimat vertrieben haben, könne sich heute nicht um «Heimatpflege» kümmern.
Die Linkspartei.PDS forderte den Bürgermeister Friedrich Harwig auf, sein Amt niederzulegen und die Linkspartei.PDS zu verlassen. Wie die «Magdeburger Volksstimme» schreibt, hat auch der Bürgermeister an dieser Feier teilgenommen. Dieser soll auch Mitglied im «Heimat Bund» sein.
Tatverdächtige nach Buchverbrennung in Pretzien ermittelt
Pretzien (ddp-lsa). Die Staatsanwaltschaft Magdeburg hat nach der Verbrennung des «Tagebuchs der Anne Frank» in Pretzien im Landkreis Schönebeck drei Tatverdächtige ermittelt. Gegen die Männer im Alter von 25, 27 und 28 Jahren werde wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt, sagte Uwe Hornburg von der Staatsanwaltschaft Magdeburg auf ddp-Anfrage heute. Der 27 sowie der 28 Jahre alte Pretziener seien Mitglieder in dem umstrittenen «Heimat Bund Ostelbien» e.V. gewesen. Laut Internetseite der Gemeinde Pretzien wurde der Verein am Samstag aufgelöst.
Die mutmaßlichen Täter sollen während einer öffentlich veranstalteten Sonnenwendfeier am 24. Juni in Pretzien das Buch und eine amerikanische Nationalflagge verbrannt haben. Die Tat war von Mitarbeitern des Ordnungsamtes angezeigt worden. Die drei Tatverdächtigen seien der Polizei bisher nicht bekannt gewesen. Die Ermittlungen müssen nun mit der Vernehmung der mutmaßlichen Täter und weiterer Zeugen fortgesetzt werden.
03.07.2006 Sab