Schnell wieder auf dem Posten




Diskriminierung aus Reihen der Politik aus dem In und Ausland.

Schnell wieder auf dem Posten

Beitragvon vergessen » 20.02.2007, 22:32

Schnell wieder auf dem Posten
Tagung über die Entnazifizierung in Niedersachsen
HANNOVER. Waren Sie Mitglied der NSDAP, der SS, der Hitlerjugend? Welchen militärischen Rang haben Sie gehabt? Einige von zahlreichen Fragen, die rund 600 000 Niedersachsen nach 1945 beantworten mussten - diejenigen, die in Wirtschaft und Verwaltung nach dem Krieg wieder eine wichtige Stellung einnehmen wollten.
Bis 1948 führten die Briten die so genannte Entnazifizierung in Niedersachsen durch. Sie stuften von den bis dahin 420 000 Überprüften eine Minderheit als belastet ein. 72 000 wurden bis Ende 1945 entlassen - häufig dauerte es aber nicht lange, bis sie wieder in die alte Position gelangten.
„In Hildesheim musste damals ein Lehrer 150 Schüler unterrichten und es wuchs die Angst vor der Verbreitung des Analphabetentums. Deshalb wurden belastete Lehrer wieder eingestellt. Die Briten sind sehr pragmatisch vorgegangen", sagt die Historikerin Julie Boekhoff, die auf einer Tagung der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen in Hannover über den Umgang mit der NS-Zeit sprach.
Auch wer in führender Position für das NS-Regime tätig war, konnte nach dem Krieg wieder Karriere machen. Das zeigt das von dem Historiker Klaus Schultze vorgestellte Beispiel Hermann Petermann, NSDAP-Ortsgruppenleiter von Wildeshausen ab 1931 und von '33 bis '45 Bürgermeister von Wildeshausen. Er wurde von den Briten 1945 interniert und 1948 aus dem Lager Adelheide bei Delmenhorst entlassen. Petermann war ab den 50er Jahren wieder in führenden Positionen aktiv. 1964 holt er bei der Kommunalwahl für die FDP in Wildeshausen mit 25 Prozent das bis heute beste Ergebnis und wird mit Unterstützung der SPD zum Landrat im Kreis Oldenburg gewählt. „'Der Petermann war in Ordnung, bei uns war es in der braunen Zeit nicht so schlimm' - das ist in der Nachkriegszeit die Haltung in der Bevölkerung gewesen", analysiert Schultze. Dass unter Petermann die jüdische Gemeinde in Wildeshausen fast vollkommen vernichtet wurde, sei dabei unter den Teppich gekehrt worden.
In ihrer Magisterarbeit über die Entnazifizierung in Niedersachsen hat Julie Boekhoff festgestellt, dass es ab 1948 keine Entlassungen mehr wegen NS-Aktivitäten gab. Ab 1951 wurden alle als belastet eingestuften Personen automatisch entlastet, sie hatten damit auch wieder Anspruch auf Ruhestandsbezüge. Boekhoff wertet für ihre Dissertation Entnazifizierungsakten aus. Nach Stadtoldendorf (Kreis Holzminden) braucht sie nicht zu fahren. Dort ließen die Mitglieder des Stadtrates 1951 in aller Öffentlichkeit sämtliche Akten verbrennen, auch das NSDAP-Mitgliedsverzeichnis.
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