KZ Auschwitz: Die Österreicher waren die Ärgsten




Einiges über die verfolgten Minderheiten und wie sie heute hier leben.

KZ Auschwitz: Die Österreicher waren die Ärgsten

Beitragvon vergessen » 25.02.2007, 00:17

Verfasst am: 28.11.2006
Holocaust und Kriegsverbrechen vor Gericht
Auschwitz-Überlebende Susan Cernyak-Spatz erinnert sich

Rund 10.000 österreichische Juden wurden ins KZ Auschwitz deportiert. Auch unter den Täterinnen waren zahlreiche Österreicherinnen. Doch bei den österreichischen Auschwitzprozessen in den 1970er Jahren gab es keine Schuldsprüche.
Auschwitz als Symbol des Verbrechens
Jüngste Forschungen geben die Opferzahlen des Holocaust mit mindestens 1,35 Millionen Jüdinnen und Juden und zigtausenden Roma und Sinti, sowjetischen Kriegsgefangenen und aus politischen sowie anderen Gründen Verfolgten an. In Österreich hat Auschwitz als Gedächtnisort nie die Bedeutung erlangt, wie in Deutschland, wo der Frankfurter Auschwitzprozess (1963 bis 1965) als historischer Wendepunkt gilt.
Das Vorgehen der heimischen Justiz bei der Ahndung der Gräueltaten sei äußerst zögerlich und von Desinteresse geprägt gewesen, sagt die Historikerin Sabine Loitfellner, die an einer Dissertation zu den österreichischen Auschwitzprozessen arbeitet.
Zustandekommen der Auschwitzprozesse
Von den ersten Vorerhebungen bis zum Beginn der Prozesse vergingen fast zwölf Jahre. Dies ist umso erstaunlicher, als die deutschen Ermittlungsbehörden ihre Erkenntnisse und Beweismaterialien aus dem Auschwitz-Prozess zur Verfügung stellten und auch die Zeugen bereits bekannt waren.

Am Zustandekommen der beiden Auschwitzverfahren in Österreich in den 1970er Jahren waren die Auschwitz-Überlebenden Hermann Langbein und Simon Wiesenthal maßgeblich beteiligt. Sie sammelten während des Prozesses in Frankfurt alle Hinweise auf österreichische Täter und Zeugen.
Die Architekten des Todes
1961 erstattet Hermann Langbein Anzeige gegen die Waffen-SS-Männer Walter Dejaco und Fritz Karl Ertl. Dejaco und Ertl waren ab 1940 im Planungsbüro der Abteilung Hochbau in Auschwitz für Bau und Instandhaltung von Krematorien, Gaskammern und aller anderen Bauten im Lagerbereich zuständig.

Zum Prozess kommt es erst ab Jänner 1972. Das Dokumentenmaterial belastet vor allem Dejaco schwer - die Baupläne der Krematorien tragen seine Unterschrift. Er streitet jedoch ab, dass die Anlagen zum Umbringen von Menschen dienten. Der Zeugenbeweis platzt, weil viele Zeugen schon sehr alt sind oder sich nicht mehr an Details erinnern können.

Fritz Karl Ertl und Walter Dejaco werden freigesprochen.
Zwei brutale Schlägertypen
Im zweiten Auschwitzprozess bis Juni 1972 sind die beiden SS-Männer Otto Graf und Franz Wunsch angeklagt. Graf und Wunsch waren Angehörige der Lager-SS und wurden wegen Mordes angeklagt.

"Sie waren brutale Schlägertypen“, so Sabine Loitfellner. "Graf war zudem für die Verwaltung von Zyklon B verantwortlich und hatte den Beinamen Gaskassier.“ Beide hatten laut Anklage zudem von Herbst 1942 bis November 1944 mindestens einmal wöchentlich Dienst an der Rampe, wo die Selektionen durchgeführt wurden.

Otto Graf und Franz Wunsch werden ebenfalls freigesprochen.
Zum Schlussstrich bekennen
Ausgang und Verlauf der Prozesse müssten im gesellschaftlichen Kontext betrachtet werden, so die Historikerinnen Sabine Loitfellner und Maria Wirth (sie arbeitet an einer Broda-Biografie). 1972 regierte eine Koalition aus SPÖ und FPÖ, vier Minister waren ehemalige Nazis. Zahlreiche ehemalige Nationalsozialisten fanden sich auch in Kreisen der Justiz.

Der sozialistische Justizminister Christian Broda entgegnete 1965 auf Vorwürfe in der Zeitschrift Forum, wonach fünf hohe österreichische Justizbeamte aufgrund ihrer Tätigkeit in politischen Prozessen der NS-Zeit schwer belastet seien, mit der Feststellung: "Man muss sich zu dem Schlussstrich bekennen, den die Republik Österreich unter eine unselige Vergangenheit gezogen hat, soweit es sich nicht um Straftaten handelt, die nach den österreichischen Gesetzen als unverjährbar gelten."
tarahu
vergessen
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