Von Nazi-Emanzen und rechten Karrierefrauen




Desinteresse und Wegschauen unserer Regierung und Bürger führen zu
Ungehinderten Aktivitäten der hiesigen Neonazis

Von Nazi-Emanzen und rechten Karrierefrauen

Beitragvon Gast » 17.09.2006, 09:55

taz vom 14.9.2006, S. 4, 127 Z. (TAZ-Bericht), COSIMA SCHMITT
Von Nazi-Emanzen und rechten Karrierefrauen
Zu Unrecht gelten rechte Frauen vor allem als Mitläuferinnen. Immer mehr sind politisch aktiv. Und längst existieren vielfältige Rollenbilder
BERLIN taz Sie ist die Frau an seiner Seite, blondbezopft und fügsam. In die Szene gelangt sie über den Freund oder Ehemann. In freien Stunden backt sie Kuchen für den Kameradschaftsabend. So weit das Klischee der Frau in rechtsextremen Kreisen, das allenfalls noch um ein zweites Stereotyp ergänzt wird: die Skinfrau, hart und gewaltanfällig.
Die Realität aber ist vielfältiger. "Wir finden in der rechten Szene alle Rollenbilder, die es auch sonst in der Gesellschaft gibt - vom Heimchen am Herd bis zur Karrierefrau", sagt die Sozialwissenschaftlerin Michaela Köttig, die die Lebenswege rechter Frauen erforscht.
Im öffentlichen Bewusstsein aber ist diese Vielfalt kaum präsent. "Den meisten ist gar nicht bewusst, wie viele rechte Frauen politische Akteure sind", sagt Köttig. Das Harmlose-Frau-Klischee komme der Szene nicht ungelegen, so die Forscherin. Frauen würden vorgeschickt, um Räume anzumieten, Demos anzumelden oder Kredite aufzunehmen. Und ihr Mädchen-Image hilft beim Anliegen, die Restgesellschaft zu unterwandern: "Es gibt eine neue Strategie von Frauen in der rechten Szene", sagt Köttig. "Sie wollen die nächste Generation formen. Deshalb werden sie Erzieherinnen oder Lehrerinnen. Sie studieren Geschichte, um an der Uni zu lehren. Oder sie werden Juristinnen, um rechte Straftäter zu verteidigen."
Laut einer Studie der Pädagoginnen Kirsten Döhring und Renate Feldmann ist zwar der Frauenanteil in den rechtsextremen Parteien nach wie vor gering. Rechte Gruppen und Cliquen aber bestehen zu einem Viertel bis einem Drittel aus Frauen - Tendenz steigend.
Ideologisch dominiert dabei zwar nach wie vor das Hausfrau-Mutter-Ideal. Die "Gemeinschaft Deutscher Frauen" etwa, eine der größeren Organisationen, lädt zum "Mutterfrühstück", informiert über "germanische Medizin" und gibt die "Zwergenpost" heraus. Doch daneben finden sich eben auch Frauen, die eine aktivere Rolle in der Gesellschaft einfordern. Frauen betreiben rechte Versandhäuser und singen in rechten Bands. Sie wollen nicht nur mitmarschieren, sondern auch mitentscheiden. Vermehrt organisieren sie sich in eigenen Frauengruppen, die laut Döhring und Feldmann eine Zweifachstrategie verfolgen: Sie sollen mehr Frauen für die rechte Szene gewinnen - und gleichzeitig nach außen hin das Image eines "weiblichen", friedfertigen Rechtsextremismus vermitteln.
Dabei finden sich durchaus Berührungspunkte zu anderen Szenen. Rechte Frauen engagieren sich für Biokost und fachsimpeln über Bachblüten oder die Heilkräfte der Natur. Im Sprachduktus ultrareligiöser Gruppen verdammen sie Pille und Kondom. Und manches rechte Lob der Hausfrauentugenden liest sich auch nicht viel anders als die Plädoyers der Fernsehmoderatorin Eva Herman.
Das Frauenbild der rechten Szene ist dabei durchaus widersprüchlich. Einerseits dominiert das Leitbild der "gleichwertigen, aber nicht gleichartigen Frau". Andererseits kämpfen rechtsextreme Frauen darum, als gleichgestellte Kameradinnen anerkannt zu werden. Und so gerne das Dritte Reich glorifiziert wird - selbst Neonazi-Frauen räumen ein: Zu der damaligen Zeit, mit einem derart übersteigerten Muttermythos, hätte ich nicht Frau sein wollen.
So ist es nur folgerichtig, dass die rechte Klientel derzeit in Internetforen sogar über einen "nationalen Feminismus" diskutiert. Zwar bleibt vage, was genau damit - über Hilfe für geprügelte Frauen und Kritik an Sexismen innerhalb der Szene hinaus - gemeint sein soll. Deutlich aber wird der Wunsch, mit einem frauengerechten Angebot die weibliche Klientel stärker zu politisieren - schon damit sie die Kinder im passenden Bewusstsein erzieht.
Je stärker sich aber die Szene ausdifferenziert, umso gefährlicher wird sie, meint Köttig: "Dass die Szene für Frauen attraktiver wird, führt zu einer Stabilisierung. Die Männer können innerhalb der rechten Gruppen eine Freundin finden und heiraten." Solange es an gleichgesinnten Frauen mangelt, bleiben rechte Aktivitäten für viele nur eine Jungmänner-Phase. Die Partnerin will vielleicht lieber ein Picknick machen, als zur Demo zu fahren. Sie fühlt sich fremd in der männerdominierten rechten Kultur. So zieht auch der Mann sich nach und nach aus der Szene zurück. Wenn sich aber immer mehr Frauen in rechtsextremen Kreisen wohl fühlen, bleibt auch der Mann dabei. Aus dem Lebensabschnitt wird ein Lebensprojekt. Schon das Kleinkind wird mit Sagenbüchern und rechtem Liedgut auf völkisches Bewusstsein getrimmt. Der Boom rechter Frauengruppen wäre dann weit mehr als ein PR-Gag. Er würde es Nazi-Strategen erleichtern, Menschen von der Wiege bis zur Bahre in einer rechtsextremen Parallelwelt zu halten. COSIMA SCHMITT
Gast
 

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So werden Mädchen zu Nazi-Bräuten

Beitragvon vergessen » 01.02.2007, 07:18

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Junge Frau bei einer Neonazi-Demonstration in Dortmund (im Februar 2006): Die Führung der Rechtsextremisten sei tatsächlich eine Männerdomäne, der Einfluss von Frauen trotzdem groß

BildAus Broschüre des "Ringes Nationaler Frauen": Ziel der im September 2006 gegründete Frauenorganisation der NPD ist die "Vernetzung nationaler Frauen jeden Alters innerhalb und außerhalb der Partei" - "Deutschland ist auch Frauensache", lautet ihre Parole.

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NPD-Mahnwache auf dem Marienplatz in München (August 2006): "Frauen sind im Hintergrund tätig, bestärken die Jungs, geben ihnen Rückhalt, feuern sie an.

BildNeonazi Yvonne Mädel beim Leipziger Aufmarsch am 3. Oktober 2006: Die Aktivistin aus dem thürinigischen Meiningen tauchte auf zahlreichen Veranstaltungen von Rechtsextremisten als Rednerin auf.

BildNeonazi-Anhängerin bei einem Aufmarsch in Leipzig (3. Oktober 2006): Weil sie unauffälliger wirken, sorgen jungen Frauen oft für reibungslose Organisation und mieten zum Beispiel Räume für Rechtsradikale

BildRechtsradikale Frauen in den USA (in Yorktown im Juni 2005): Frauen der "Nationalsozialistischen Bewegung" schwenken bei einer Versammlung Nazi-Fahnen - auch in den USA haben Neonazis zahlreiche weibliche Anhänger, die dort offener auftreten können als in Deutschland.
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Rechte Frauen

Beitragvon vergessen » 11.09.2007, 15:42

Immer mehr weibliche Rechtsextreme
Sie sind unauffällig, höflich, adrett, integriert und vor allem: nicht offensichtlich rechtsextrem. Frauen in Deutschlands rechter Szene fallen im normalen Leben erstmal nicht auf - solange sie mit ihrer Überzeugung hinterm Berg halten. Im Bemühen um neue Stimmen aus der bürgerlichen Mitte sind Frauen von großem Vorteil für rechte Parteien.
Immer mehr Frauen drängen in die rechtsextremen Parteien, bereits jeder zweite Neuzugang ist weiblich. Laut einer Emnid-Umfrage würden, wenn morgen Wahlen wären, mehr Frauen als Männer die NPD wählen. Insgesamt 14 Prozent der Frauen könnten sich vorstellen, bei der nächsten Landtagswahl in ihrem Bundesland für eine rechte Partei zu stimmen. Bei den Männern sind es neun Prozent.
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Imageverbesserung und Stabilisierung
Schon heute sind 23 Prozent der NPD-Mitglieder Frauen, Tendenz steigend. Andrea Röpke, Journalistin und Expertin für Fragen zum Rechtsextremismus, meint, das Frauenbild der Rechten sei moderner geworden. Zwar sei die Hauptaufgabe der Frau immer die des "Heimchens am Herd, das den braunen Nachwuchs groß zieht", doch die Männer in der NPD hätten erkannt, welche Möglichkeiten sie durch die Frauen bekommen. Mit Hilfe der Frauen kommen sie von ihrem Schmuddel-Image weg und näher zur bürgerlichen Mitte - und damit zu potenziellen neuen Wählerinnen und Wählern.

Die Frauen fallen schon rein optisch weniger als Rechtsextreme auf. Sie tragen Kostüm statt Springerstiefel, Hochsteckfrisur statt Glatze und sind sozial integriert. Sie engagieren sich in Kindergärten, Schulen, Vereinen und Krankenhäusern und haben von dort aus ein ganz anderes Einflusspotential - das haben auch ihre männlichen Kollegen begriffen.
Außen bürgerlich, innen rechtsextrem
Doch von der bürgerlichen Hülle sollte man sich nicht täuschen lassen, die Überzeugungen der Frauen sind nicht weniger rechtsextrem, rassistisch oder radikal als die ihrer männlichen Gesinnungsgenossen. Mit verfassungsfeindlichen Parolen wie die von der Ungleichheit aller Menschen, versuchen sie, andere für ihre Ansichten zu begeistern und so das demokratische System von innen auszuhöhlen, so Andrea Röpke.

Gerade in Gebieten, in denen es nicht viele Freizeitangebote gibt, laufen die Rechten offene Türen ein, weil sie Aktivitäten anbieten wie Sommerfeste, Kameradschaftstreffen oder bunte Nachmittage. Die idealen Voraussetzungen für rechte Parteien, um in der Mitte der Gesellschaft Fuß zu fassen. Auf den ersten Blick sind Frauen, die rechtsextremes Gedankengut verbreiten, nicht unbedingt erkennbar. Doch auf ihre Überzeugungen angesprochen, würden viele schnell euphorisch bei dem, was sie verbreiten, erzählt die Keine Toleranz und viel Aufklärung
Auf jeden Fall solle man diese Frauen ernst nehmen und nicht als "Dummschwätzer" abtun, warnt Andrea Röpke. Denn: "Frauen in der rechten Szene sind schon lange keine Opfer mehr. Sie sind Täter, das darf man nicht vergessen", erklärt die Expertin. Konkret bedeutet das, dass Frauen ebenso zu Gewalt bereit sind wie Männer. Seit Frauen in der rechten Szene mehr Einfluss haben, ist das Gewaltpotenzial um 30 Prozent gestiegen, was sich an der Zahl der Straftaten rechter Täter messen lässt.
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